14. Dresdner Lyrikpreis geht an Pavel Novotný

(Dresden, 31. 10. 2022) Der 14. Lyrikpreis der Landeshauptstadt Dresden erhielt 2022 der tschechische Dichter Pavel Novotný. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben. Paul Henri Campbell erhielt den Publikumspreis, der von der Euroregion Elbe/Laabe gestiftet wird. Die Verleihung fand am Sonntag, 30. Oktober im Zentralwerk Dresden statt.

Bildquelle: tag24.de


Pavel Novotný, geboren 1976 im tschechischen Liberec, ist Dichter, Übersetzer und Germanist. An der Technischen Universität Liberec leitet Novotný den Lehrstuhl für deutsche Sprache und forscht an literarischen Collagen und Montagen. Außerdem übersetzt er Texte deutscher Autoren, darunter Hans Magnus Enzensberger und Thomas Bernhard, ins Tschechische. Novotný hat darüber hinaus auch eigene Gedichte und Prosatexte veröffentlicht und schreibt Radiokompositionen.

Aus der Begründung der Jury: „Pavel Novotnys Gedichte verwandeln die scheinbare Banalität des Alltags in poetische Erfahrung. Nicht das Ich steht dabei im Mittelpunkt, sondern die Personen, die es umgeben, mit denen es zu tun hat, die immer wieder plötzlich auftauchen, zu denen es irgendwie in Beziehung steht. Beiläufig, anhand von Erinnerungen, Begegnungen und Gesprächen offenbart sich so Leben. Auf schlichte wie kunstfertige Weise ändert sich dabei nach und nach die Perspektive, wird die vergehende Zeit sichtbar. Trotz ihres Momentums verkörpern diese Gedichte somit auch eine Chronologie des Daseins. (…) Letztendlich stellt einen diese Dichtung nicht nur vor die Frage, woran man sich erinnern kann, sondern auch, wie man in Erinnerung bleibt und mit der eigenen Vergänglichkeit umgeht. Dass sie diese Frage nicht symbolisch überlädt, sondern immer wieder aufs Neue eher nebenbei beantwortet, ohne dabei den Humor zu verlieren, macht sie so bedeutsam.“

Der Dresdner Lyrikpreis wird zur Förderung des gegenwärtigen poetischen Schaffens durch den Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden alle zwei Jahre ausgelobt und ist mit 5.000 Euro dotiert. Er richtet sich an Lyrikerinnen und Lyriker, die in deutscher oder tschechischer Sprache schreiben und in Europa leben.

Annekatrin Klepsch, Beigeordnete für Kultur und Tourismus: „Einen Eindruck von den lyrischen Kunstwerken der Finalisten des diesjährigen Dresdner Lyrik-Preises konnten wir über die Einreichungen der Poesiefilme online (dresdner-lyrikpreis.org) und zur Finallesung in ganzer Vielfalt erleben. Und das ist es, was Kunst und Kultur wie Gesellschaft ausmachen sollten: Vielfalt in Inhalt und Form. Die Jury für die Vergabe des Lyrikpreises und auch das Publikum beim Voting für den Publikumspreis hat es insofern nicht leicht gehabt, sich für einen Preisträger zu entscheiden. Ich gratuliere Pavel Novotný und Paul Henri Campbell.“

Eine Vorjury aus tschechischen und deutschsprachigen Mitgliedern nominierte aus den über 550 Einreichungen zehn Finalistinnen und Finalisten. Die Hauptjury bestehend aus Andreas Heidtmann, Susanne Krause, Juliane Moschell, Eileen Mühlbach, Kerstin Preiwuß, Jan Škrob sowie Marie Šastná tagte im Anschluss an die am 29. Oktober stattfindende Finallesung. Auch das Publikum hatte die Möglichkeit digital und vor Ort mitzustimmen. Der Publikumspreis ging dieses Jahr an den Dichter Paul Henri Campbell.

Campbell, geboren 1982 in Boston (USA), studierte Klassische Philologie (Griechisch) und Katholische Theologie in Frankfurt am Main und der National University of Ireland. Er verfasst hauptsächlich Lyrik. Bisher erschienen u. a die Gedichtbände: „nach den narkosen“ und „innere organe“.

Die Verleihung des 14. Lyrikpreises ist online einzusehen unter: Verleihung des 14. Dresdner Lyrikpreises – YouTube

Der Lyrikpreis 2022 wurde mit folgenden Partnern und Förderern umgesetzt:
Netzwerk Lyrik, Kulturstiftung des Freistaates Sachsen, Èeské literární centrum, Euroregion Elbe/Labe, Literaturzeitschriften Tvar und Host