Tage jüdischer Kultur und Geschichte in Magdeburg

Magdeburg, 2. November 2023

Einladung von Jürgen Pohlmann *, unserem Kulturbotschafter vom Herbst ist, und der ist seit 15 Jahren nicht nur im Forum Gestaltung, sondern in Magdeburg auch geprägt durch die „Tage jüdischer Kultur und Geschichte“, die, von Beginn an als ein Gemeinschaftsprojekt gedacht und realisiert, das jüdische Leben in seiner Vielfalt und seinem Reichtum, in seiner Bereicherung für das Urbane im Ganzen, aber auch in seiner unerträglichen Gefährdung in den Mittelpunkt stellt.

In diesem Jahr gibt es Festtage der jüdischen Kultur, weil ein großes und großartiges Ereignis ins Geschichtsbuch dieser Stadt eingetragen werden kann.

Im Dezember wird sie eröffnet, die Neue Synagoge in Magdeburg. Genau 85 Jahre nachdem die alte von pogromwütigen Magdeburgerinnen und Magdeburgern zerstört wurde, werden Festtage diesen Neubau feiern, organisiert von Magdeburgerinnen und Magdeburgern, unbeirrbar, aber nicht naiv der Menschlichkeit das Wort reden und der Vernunft. Trotz unfassbarer Ausbrüche von Gewalt hier und weltweit – nein, nicht trotz, gerade auch deshalb. Denn, wir wissen es doch, der Schlaf der Vernünftigen gebiert Ungeheuerliches.

Mit den Festtagen wollen wir erneut Begegnungen ermöglichen, kulturell-künstlerisch Welt aneignen, die eine Welt für alle, respektvolle Gespräche, die emotionale Momente schaffen und viele Gelegenheiten bieten für einen unterhaltsamen Zuwachs an Erkenntnissen als Voraussetzung für eine gelebte Empathie im Miteinander. Gegenwärtiges nehmen wir in den Blick dabei, aber auch Geschichtliches. Und Zukünftiges, trotz und gerade wegen der vielen Antinomien, die spürbarer werden, den Alltag beherrschen und eben deshalb umso dringender Antworten brauchen. Lösungen, Losungen helfen da nicht. Wir sollten nicht unterschätzen, was Kultur vermag, was ihre Abwesenheit anrichtet, ist vielerorts zu erleben.

Als wir anfingen mit den Tagen der jüdischen Kultur und Geschichte in Magdeburg, vor 15 Jahren, da gab es die Hoffnung, dass wir dieses „Format“ irgendwann nicht mehr bräuchten, wie es keine Tage der deutschen oder christlichen Kultur gibt, jüdische Kultur wird organischer, „normaler“ Bestandteil unserer Alltagskultur geworden sein. Heute sind die Tage der jüdischen Kultur wichtiger denn je, weil antisemitische Haltungen und Handlungen die Gesellschaft zu vergiften drohen, aber wir brauchen sie auch, weil die reiche jüdische Kultur eben auch beiträgt, so manchen Knoten im kleinen wie im großen Miteinander gar nicht erst entstehen zu lassen resp. ihn da zu entwirren hilft, wo er sich leider schon gebildet hat.

Vom 19.11. bis zum 17.12.2023 sind die Magdeburgerinnen und Magdeburger und die Gäste der Stadt zu fast 30 Veranstaltungen unterschiedlichster Formate, Gattungen und Genres eingeladen.

Doch auch vorab gibt es ein reiches Programm, z. B. ein Kantorinnen-Konzert (5. November), ein Zentrales Gedenken (9. November), ein Chorkonzert (12. November) oder eine Filmvorführung zu „Fritz Bauers Erbe“ (12. November).
Seien Sie auch auf diesem Wege herzlich eingeladen.

Den Zeiten abnehmenden Lichts können wir noch immer: Zeiten wachsender Vernunft entgegensetzen. Wenn wir denn wollen.
Ihr Norbert Pohlmann


Norbert Pohlmann ist studierter Historiker und Kulturproduzent. 2005 gründete er auf dem Gelände der ehemaligen Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg das Forum Gestaltung. Bis heute ist er Geschäftsführer des Kunstvereins (Quelle: MDR).